Neue Orgel in der Klosterkirche Wiebrechtshausen

Nachricht 11. November 2023

Die historische Orgel in der Klosterkirche Wiebrechtshausen ist weit über 100 Jahre alt.

Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Firma Folkert Becker & Sohn aus Hannover gebaut. Das Instrument wurde für den besonderen romanischen Kirchenbau Wiebrechtshausens konzipiert: eher klein und dennoch klanglich gelungen. Die klimatischen Bedingungen in diesem Raum sind jedoch auch besonders: Der Kirchraum kann nicht geheizt werden. Die Temperatur schwankt dadurch stark zwischen Minusgraden im Winter und immer heißer werdenden Sommern. Diese Temperaturschwankungen machten der Orgel mit ihren vielen Holz- und Lederteilen zusehends zu schaffen. Die Folge waren immer häufigere Ausfälle von Tasten und Registern. Mit Verstimmungen und Heulern bis hin zur Unspielbarkeit musste zuletzt stets gerechnet werden. Ein Graus für jeden Organisten!

Eine Komplettrenovierung mit enormen Kosten hätte das Problem jedoch nicht langfristig lösen können.

2022 ergab sich die Gelegenheit, eine ausgemusterte Digitalorgel in die Kirche zu stellen. Der Förderverein war sofort bereit, die Transportkosten dafür zu übernehmen. Ziel war es, den Organisten und der Gemeinde einen Klangeindruck einer „unechten“ Orgel zu verschaffen. Überraschend war für alle, wie nah der digital erzeugte Klang einer echten Pfeifenorgel kommt.

So reifte der Plan, dass eine neue, aber digitale Orgel eine gute Lösung für die schwierigen klimatischen Bedingungen in der Klosterkirche sein könnte. Die Klosterkammer als Eigentümer konnte für die Idee gewonnen werden und war bereit, die Orgel sowie die dafür notwendigen Umbauten zu finanzieren. Dank Tobias Lechner von der Bau- und Kunstpflege der Klosterkammer konnte das Projekt kooperativ und zügig umgesetzt werden.

Der Kirchenraum in Wiebrechtshausen ist in jeder Hinsicht besonders, auch akustisch. Daher war es den Verantwortlichen wichtig, dass die neue Orgel dem gerecht werden müsse: wenn schon digital, dann in bester Qualität! Mit der Firma Ahlborn aus Reutlingen konnte dieses Ziel umgesetzt werden. Michael Aicheler von der Firma Ahlborn beriet mit beeindruckender Expertise über Monate und installierte das Instrument dann Ende Juli.

Am 30. Juli hatte sie dann im Rahmen der Sommerkirche ihren ersten Einsatz - beim Erntedankfest konnte die Orgel dann in größerem Rahmen festlich und beeindruckend der Gemeinde vorgeführt werden. Nun stehen mit 2 Manualen und Pedalklaviatur 32 Register (Klangfarben) zur Verfügung. Damit ist nicht nur abwechslungsreiches Musizieren im Gottesdienst, sondern auch anspruchsvolle Konzertgestaltung möglich. Der Spieltisch der neuen Orgel wurde vor die alte gesetzt und bildet mit dieser eine harmonische optische Einheit. Die alte historische Orgel blieb auf diese Weise erhalten und dient gleichzeitig als gelungene Kulisse für das neue Instrument.